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Porsche

911 Magazin
ein Ausschnitt aus der Ausgabe 1996

Die Zeitschrift des Porsche 911-Club Norddeutschland e. V.

 

Kauf eines 911 in Vancouver / Kanada

Alles fing damit an, daß eines Abends ein guter Freund bei mir vorbeikam. In seiner Begleitung befanden sich drei hübsche Kanadierinnen, wo mir die Auswahl nicht schwerfiel, und so fand ich mich zwei Monate später in Kanada wieder.
Eine Wohnung war schnell gefunden. Schwieriger gestaltete es sich, einen passenden, fahrbaren Untersatz zu finden.

Da sich mein Gepäck fast ausschließlich aus Werkzeug zusammensetzte, und ich dieses natürlich nur in metrischen Größen besaß, stand von Anfang an fest, daß es ein europäischer Wagen sein sollte. Zu erwähnen wäre noch, daß sich der PKW-Markt in Vancouver und Umgebung völlig anders als bei uns zusammensetzt. Es gibt eine wesentlich größere Auswahl vor allem auch an klassischen Automobilen, und der Anteil an deutschen Fahrzeugen ist sehr gering im Vergleich zu Amerikanischen, Japanischen, oder auch Englischen. Ein weiteres Problem war die mangelnde Pflege, die die Eigentümer ihren vierrädrigen "Lieblingen" angedeihen lassen.

Nach einiger Zeit konzentrierte ich mich fast ausschließlich auf Porsche-Fahrzeuge, und hier auch einige 911er und 914er angesehen hatte, aber entweder der Preis oder der Zustand bei mir keinerlei Verhandlungsbereitschaft weckte. Zudem beschränkte ich mich darauf, die Händler abzufahren, da private Anbieter sich als unsachlich und unqualifiziert erwiesen.

Eines Tages besuchte ich mit meiner Freundin einen großen VAG-Betrieb, welchen ich schon des öfteren anfuhr. Ich weiß noch genau: es war ein verregneter Samstagnachmittag. Schon als ich in die Einfahrt einbog, sah ich diesen blauen 911, an dessen Scheibenwischern einige Luftballons hängten, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Die Wassertropfen perlten vom frisch polierten Lack - er war wunderschön.

Nur nichts anmerken lassen, dachte ich mir, und schlenderte gemütlich zwischen den Golf- und Jettamodellen umher. Man darf nicht vergessen, daß sobald man den Hof eines Autohändlers in Amerika/Kanada betritt, sofort die Aufmerksamkeit aller Verkäufer auf sich lenkt, treu dem Motto: "Let´s make a deal!".

Ein weiteres Manko war, daß dieser Händler sehr genau wußte, was der Wagen wert war. Mit all diesen Gedanken im Hinterkopf, näherte ich mich langsam dem Fahrzeug, und mußte mit Erstaunen feststellen, daß er sich auch noch in einem exzellenten Zustand befand. Kein Emblem oder andere Teile fehlten, und auch wenn er schon einmal lackiert wurde, hatte sich der Vorbesitzer wenigstens die Mühe gemacht, den Wagen zu zerlegen, und nicht wie sonst üblich alles überzujauchen, nach dem Motto: "one day paint job". In aller Ruhe las ich das Verkaufsschild und registrierte, daß sich der Preis zwar an der oberen Grenze bewegte, aber für einen Klassiker in diesem Zustand durchaus noch angemessen war.

Inzwischen stand auch ein Verkäufer mit dem passenden Schlüssel neben mir. Der zweite Startversuch war erfolgreich, und der Motor schnurrte in dem so Boxer-typischen Sound vor sich hin. Ruckzuck waren die "Demonstration-Plates" (vergleichbar mit unseren roten Kennzeichen) befestigt und die nun störenden Ballons entfernt.

Nach kurzem Vertrautmachen mit den Bedienelementen ging es los. Nach kurzem Warmfahren drehte ich den Motor das erste mal etwas höher. In diesem Moment stand für mich fest, daß ich diesen 911 unbedingt haben mußte. Es war einzigartig, wie er die steilen Bergstraßen erklomm.

Nach zwei Stunden Verhandeln, und nachdem ich all meine finanziellen Mittel ausgeschöpft hatte, bekam ich ihn mit neuen Kennzeichen und konnte ihn sofort mitnehmen.

Es ist ein 911 T Coupé mit 2,4 ltr. Hubraum und der K-Jetronic-Einspritzung, vorhanden waren alle Unterlagen samt Kundendienstheft, wonach nachweislich erst zwei Vorbesitzer den Wagen besaßen. Er ist in einem 100 %igen Originalzustand, noch nicht geschweißt und ohne jeglichen Rost.